Danke, aber ich hab nicht gefragt. Was Mansplaining mit Gassigehen zu tun hat – und mit unserem Arbeitsalltag.

20.08.2025

Ich gehe mit meiner Hündin Maila Richtung Feld.
Sie ist an der Schleppleine – die bekommt sie, wenn sie weiten Auslauf haben soll, aber eben nicht zu hundert Prozent abrufbar ist.

Die Straße ist ruhig.
Auf der anderen Seite läuft ein anderer Hundebesitzer mit seinem Pudel.
Ich bleibe entspannt. Maila ist auch entspannt.

Bis sie’s eben nicht mehr ist.

Sie bellt.
Nicht aggressiv. Nicht hysterisch.
Einfach ein deutliches: Ich mag den da nicht.

Kein Ziehen an der Leine, keine Eskalation.
Sie pöbelt kurz – wir gehen weiter.

Und dann kommt er.
Ein Mann.
Laut über die Straße:

„Das liegt an deiner Leine, dass sie so ist!“

Ich drehe mich um. Nicht weil ich antworten will, sondern weil ich denke:
Meint der mich wirklich?

Meint er.

Ich bekomme gerade erklärt, warum mein Hund sich so verhält.
Von einem Mann mit Flexileine. Und Riesenpudel.
Ich habe keinen Ratschlag gebeten.
Keinen Hinweis. Keine Ferndiagnose.

Aber ich bekomme sie.
Ungefragt. Unpassend. Unqualifiziert.

Und ich frage mich:
Hätte er das auch gesagt, wenn auf meiner Seite der Straße ein Mann gestanden hätte?

Wer jetzt denkt: Nettes Alltagsärgernis – aber was hat das mit dem Job zu tun?
Mehr, als uns lieb ist.

Denn genau so fühlt sich Mansplaining an.
Nicht nur auf dem Feldweg.
Sondern im Büro. Im Meeting. In der Präsentation.

Es beginnt mit einem Tonfall.
Einer beiläufigen Bemerkung.
Einer Erklärung, die niemand gebraucht hat.

Es sind keine offenen Angriffe.
Sondern subtile Bewertungen.
Ungefragte Tipps.
Und diese Haltung:

„Ich sag’s dir mal, wie es richtig läuft.“

Wir erleben das oft – gerade als Frauen im kreativen Business.
Dass Kompetenz angezweifelt wird.
Dass Methoden infrage gestellt werden.
Dass Feedback kein Dialog ist, sondern eine einseitige Ansage.

Und oft genug passiert das nicht aus Bosheit.
Sondern aus Gewohnheit.

Deshalb sagen wir:
Aufmerksamkeit ist Teil von Professionalität.

Wenn du mit Menschen arbeitest – egal ob Kund:innen, Team oder Partner –
hör zu, bevor du belehrst.
Stell Fragen, bevor du antwortest.
Erkenne an, dass andere auch was wissen.
Vielleicht sogar mehr.

Denn:
Gute Zusammenarbeit basiert nicht auf Besserwisserei.
Sondern auf Respekt.

Und Respekt bedeutet manchmal auch:
einfach mal nichts sagen.

Grüße vom Feldweg –
wo Hunde bellen dürfen, ohne analysiert zu werden.
Vom Meetingraum –
wo wir öfter mal den Raum geben könnten, statt ihn zu füllen.
Und aus dem echten Leben –
wo Respekt immer der bessere Anfang ist als ein ungefragter Rat.